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Santiago Campéon!

In der letzten Woche brach in ganz Kuba ein besonderes Baseballfieber aus. Die entscheidenden Spiele der kubanischen Baseballmeisterschaft wurden ausgetragen. In den Finalspielen standen sich die Mannschaft aus Havanna „Industriales“ und die Mannschaft aus Santiago de Cuba gegenüber. Diese Paarung (Hauptstadt gegen zweitgrößte Stadt; Osten gegen Westen) brachte die Spannung auf den Höhepunkt. In der Stadt Havanna gab es kaum ein Auto, ein Geschäft, ein Fahrradtaxi etc. auf dem man nicht ein blaues Plakat mit „Industriales Campéon!“ (Industriales [wird] Meister!) sehen konnte. Auch Mike hatte sich ein Fan-T-Shirt der „Azules“ (Blauen) gekauft und zog in den Straßen die Aufmerksamkeit auf sich (ein Ausländer als Industrialista ?!? Das war kaum zu packen für die KubanerInnen).

Am Montag stand das 5. Spiel der Finalserie am Programm. Die meist in Rot spielende Mannschaft von Santiago de Cuba hatte jene 2 Spiele, welche in Santiago ausgetragen wurden, gewonnen. Industriales punktete ebenso zweimal im eigenen Stadion. Es stand also 2 zu 2. Campeón ist wer vier Spiele gewinnt! Auch Nelli wurde vom Baseballfieber gepackt, deshalb verschoben wir unseren Spanischkurs von Montag auf Mittwoch und gingen zum letzen Heimspiel von Industriales im „Latino Americano“ Stadion. Papa Ricardo, der auch schon lange nicht mehr im Stadion war, begleitete uns, kaufte uns die Eintrittskarten (je 1 Pesos Cubano = 0,03 €) und zeigte uns vor Beginn des Spieles seine Wohnung, die sich im Viertel Zero, in der Nähe des Stadions, befindet und wo er gemeinsam mit seiner Mutter wohnt. (Wir verstehen nun sehr gut, warum er sich lieber an seinem Arbeitsplatz in der Catedra Humbold aufhält. Zur Wohnsituation aber ein anderesmal!)

Gestärkt mit guter kubanischer Pizza ebenfalls aus seinem Viertel und aus der Cafeteria seines Cousins, machten wir uns zwei Stunden vor Spielbeginn auf dem Weg ins Stadion. Dort herrscht übrigens seit ein paar Jahren Alkoholverbot, weil es früher zu scharfen Auseinandersetzungen mit zahlreichen Verletzten gekommen war.

Wir waren relativ rasch im Stadion und konnten uns einen sehr guten Platz am Spielfeldrand aussuchen. Zu Beginn des Spieles war das Stadion randvoll.

Wahrscheinlich weil das Spiel ansich eher fad ist beschäftigen sich die KubanerInnen im Stadion aber mehr mit sich selbst als mit ihrem Nationalsport.

„Sentate!“ („Huck die nieder!“) schreien sie sich gegenseitig an, weil sich wiedereinmal jemand nicht hingesetzt hat. Die gegenerische Mannschaft wird – wie überall – ausgepfiffen und verspottet und die eigene Mannschaft kräftig angefeuert. Oftmals kommt es dabei auch zu kleineren Rangeleien, die von allen fasziniert mitverfolgt werden.

Zurück zum Spiel: Industriales hatte das Spiel sehr gut begonnen und ging mit 1:0 in Führung, doch rasch folgte der Ausgleich der Gäste aus Santiago, die bald darauf das Spiel dominierten. Schließlich stand es im 7. Inning 4:6 für Santiago und wir entschlossen uns noch bevor das Spiel vorbei ist das Stadion zu verlassen. Zu Hause angekommen konnten wir noch miterleben wie sich unsere Familie aus Santiago über ihren ersten Auswärtssieg freuen durfte.


Am Mittwoch fand das 6. Spiel, diesesmal in Santiago de Cuba statt. Gemeinsam mit Jorge, Nardie und Jean (Student aus Australien) fieberten wir einem alles entscheidenden Sieg von Santiago entgegen. Auch Mike hatte sich inzwischen mit den von den Havaneros als „Palestinos“ beschimpften „Roten“ solidarisiert. („Palestinos“ = Palestinenser: abwertende, rassistische Bezeichnung der Bewohner von Santiago de Cuba, weil in Santiago de Cuba zahlreiche  Einwanderer aus Haiti, Jamaika etc. leben)

Santiago de Cuba hat schließlich das Spiel verdient 5:2 für sich entschieden, Jorge und Nardie tanzten Freudentänze im Wohnzimmer während Nelli ermüdet vom „langweiligsten Spiel der Welt“ eingeschlafen war. Auch Carla war schon zuvor sauer ins Bett gegangen, weil sie heute ausnahmsweise auf ihre tägliche Telenovela verzichten musste. Naja, jetzt ist die Meisterschaft ja vorbei, Santiago Campéon und das Leben geht munter weiter...
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