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Bayamo und Santiago de Cuba – Geschichte hautnah erleben

Bereits bei der Ankunft in Bayamo am Freitag um 10 Uhr Vormittag bemerkten wir, dass diese Stadt einen besonderen Reiz hat. Sie hat eine wichtige Rolle in der Geschichte Kubas gespielt. Hier hat 1868 der Unabhängigkeitskrieg begonnen und es stammen drei Nationalsymbole Kubas (Flagge, Nationalhymne und Wappen) von dort.

Obwohl die Stadt auch „Stadt der Kutschen“ genannt wird begegneten wir beim Busbahnhof vorerst nur den sogenannten „Bici-Taxis“. Ein netter „Fahrradtaxler“ brachte uns ins Zentrum und – wie Taxifahrer halt so sind – redete er gleich auf uns ein, ob wir nicht eine Casa Particular brauchen. Nachdem wir ihm mitgeteilt haben, dass wir StudentInnen sind und eine günstige Bleibe suchen, brachte er uns auch schließlich zu einer billigen aber sehr schönen Casa mitten im Zentrum.


Motiviert durch unsere rasch und erfolgreich beendete Herbergsuche machten wir einen obligatorischen Rundgang durch Bayamo. Der Hauptplatz in Bayamo heißt „Plaza de la Revolution“ und ist dem „Vater aller Kubaner“ und gebürtigen Bayamesen, Carlos Manuel de Céspedes, gewidmet.

Am 10.10.1868 begann Céspedes an der Spitze seiner freigelassenen Sklaven den ersten Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier. Als im Krieg sein Sohn festgenommen worden war und dessen Tod angedroht wurde, wenn er nicht seinen Kampf gegen die Kolonialmacht beenden würde, antwortete er den Spaniern: „Carlos ist nicht mein einziger Sohn, ich bin der Vater aller Kubaner, die für die Revolution gestorben sind!“


Durch den wunderschönen und sehr sauberen Boulevard Bayamos hindurch gelangten wir schließlich wieder zum Busbahnhof, wo wir uns Karten nach Santiago de Cuba besorgten. Die Abfahrtszeit war zwar etwas unangenehm (Sonntag, 6.50 Uhr), aber wir waren froh überhaupt Tickets in die Metropole des Ostens bekommen zu haben.

Gleich neben der Buszentrale befindet sich ein kleines Museum über die revolutionären Aktivitäten ab 1956 in Bayamo zur Unterstützung Fidels in der Sierra Maestra. Nicht weit von Bayamo entfernt befindet sich nämlich der kleine Ort „La Plata“,  wo die Rebellenarmee Fidel Castros seinen Stützpunkt hatte.


Zurück im Zentrum von Bayamo genossen wir nicht nur die vielen kulinarischen Möglichkeiten  (Hot Dogs, Produkte im wunderschönen Bauernmarkt, vegetarisches Restaurant,...) sondern beendeten auch unseren historischen Rundgang am Platz der Nationalhymne mit einem herrlichen Blick auf den Rio Bayamo.

Die Nationalhymne Kubas – auch „La Bayamese“ genannt – wurde von Perucho Figueredo als Kampflied gegen die spanischen Kolonialherren gedichtet und erstmals am 20.10.1868 während einer Messe in der Iglesia Parroquial Mayor de San Salvador gesungen. Noch am gleichen Tag haben sich die Bürger der Stadt entschlossen, ihre eigene Stadt in Brand zu stecken, um sie nicht den Spaniern zu überlassen. So ging am 12.1.1869 Bayamo in Flammen auf. Die Kirche wurde – bis auf eine kleine Kapelle – völlig niedergebrannt und erst 1919 wieder in ihrer heutigen Form errichtet. Das die Kirche von Bayamo nicht bloß ein normales „Gotteshaus“ ist zeigt das große Gemälde über die Unabhängigkeitsbewegung und die beiden kubanischen Fahnen neben dem Altar.


Die feste Verbundenheit zur kubanischen Revolution des kleinen Städtchens Bayamo wird auch  dann deutlich, wenn man am großen „Plaza de la Patria“ (Platz des Vaterlandes) ankommt. Der mehr als 2 Fußballfelder große Platz reicht mit Sicherheit für eine „Generalversammlung“ aller EinwohnerInnen Bayamos und ein großes Plakat sagt klar und deutlich: „Siempre unidos a Fidel“ („Immer verbunden mit Fidel“).


Für den nächsten Tag stand der Besuch des Geburtshauses von Carlos Manuel de Céspedes am Programm. Die „Casa Natal“, ein großes Kolonialgebäude, dient heute als hervorragendes Museum über die Person Céspedes, die Unabhängigkeitskriege und als allgemeines Museum über die Kolonialzeit. Am Dach des Hauses hat man auch einen wunderschönen Blick über die Stadt.


Danach hatten wir uns etwas ganz besonderes überlegt. Wir gingen zu Fuß zur „Sierra Maestra“... äh... zum Hotel „Sierra Maestra“ in Bayamo. Im Gegensatz zum gleichnamigen Gebirge  hat das Hotel nämlich einen Swimmingpool, und um 3 CUC Eintritt (inkl. 2 CUC Konsumation) zahlt es sich aus einmal einen Tag zu faulenzen und bei 35 Grad Lufttemperatur in den 10 Grad kälteren Pool zu hüpfen.


Bayamo ist grundsätzlich ein sehr ruhiges Städtchen, aber – wie überall in Kuba – ist es Samstag Abends mit dieser Ruhe vorbei. Am Boulevard sind Spieltische (Domino, Schach oder Dame) aufgestellt und die Straße „José A. Saco“ (beim Hotel Telegrafo) verwandelt sich in ein großes Restaurant mit zahlreichen Grillplätzen und Bars unter freiem Himmel.


Sonnengebräunt und  müde vom schwimmen und marschieren gingen wir bald schlafen, denn am nächsten Tag hieß es um 5 Uhr früh aufstehen, um – wie immer bei unseren ASTRO-Fahrten – eine Stunde vor Abfahrtszeit unsere Reservierung nach Santiago de Cuba zu bestätigen und dann in den eiskalten Bus einzusteigen. Isabel und Fernando, die Besitzer der Casa, waren auch beide um diese Zeit schon aufgestanden. Fernando sogar noch früher, um für uns ein ganz besonderes Taxi zum Busbahnhof zu organisieren. Es war noch finster draußen als pünktlich um halb sechs Uhr früh eine Pferdekutsche um die Ecke bog. Nun hatten wir doch noch zum Abschluss eine echte Kutschenfahrt durch die „Stadt der Kutschen“.

Nelli war schwer begeistert, bei Mike hielt sich die Begeisterung aufgrund seiner körperlichen Verfassung etwas in Grenzen. (Wichtiger Hinweis: In Kuba kann es doch manchmal passieren, dass man etwas Falsches isst oder trinkt und dann der europäische Magen- und Darmtrakt mehr als verstimmt ist. Aus diesem Grund ist es mehr als nützlich sich mit ausreichend Klopapier zu versorgen, da die Toiletten in Kuba für diesen Luxus meist nicht sorgen.)


Die Fahrt nach Santiago verlief problemlos. Sonntags um 9.30 Uhr kamen wir in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Santiago de Cuba an und organisierten uns ein Taxi zu unserer bereits von Havanna aus reservierten Casa Particular. Wir waren bei einer befreundeten Familie unserer aus Santiago stammenden Familie in Havanna untergebracht. Die Familie bestehend aus Mutter, Vater, zwei Kinder und Großmutter war ausgesprochen nett. Mike, der an diesem Tag wegen seiner noch immer anhaltenden Darmbeschwerden nicht das Bett bzw. das Klo verlassen konnte wurde gleich herzlichst mit Limettensaft und Hühnersuppe versorgt. Nelli unternahm einen kurzen Überblicksspaziergang, zog es aber aufgrund der lästigen Männerwelt (kubanische Männer, ob jung oder alt, gut aussehend oder erbärmlich, werfen jungen Mädchen nicht nur eindeutige Blicke sondern auch zweideutige Sprüche zu) und ihres angeschlagenen Freundes schließlich vor in der Casa zu bleiben.


Am nächsten Tag war Mike wieder fit um die „heroische Stadt“ zu erkunden. Santiago de Cuba, mit seinen fast 450.000 EinwohnerInnen die zweitgrößte Stadt Kubas, ist eine neben zahlreichen kulturellen Attraktionen vor allem eine revolutionäre Stadt. Hier entzündete sich durch den Sturm auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953 die Kubanische Revolution, die schließlich 1959 zum Sturz der Batista-Diktatur und zum Aufbau des Sozialismus auf der roten Insel führte.


Darüber hinaus gilt Santiago als „Schmelztiegel der Kulturen“. Einwanderer aus Haiti, Afrika vermengt mit den aus Spanien stammenden Eroberern machen Santiago zu einer farbenfrohen, bunten Stadt. Besonders bunt wird es natürlich zur Karnevalszeit Ende Juli, wo man – wie man uns auf der ganzen Insel bestätigt – den besten und ausgelassensten Karneval Kubas erleben kann.


Der erste Rundgang durch die Stadt startete am „Parque Céspedes“, dem Herzstück der Stadt. Hier kann man u.a. die „Catedral de Nuestra Señora de la Asunción“, das Rathaus und die „Casa Diego Velázquez“ (Museo de Ambiente Histórico) betrachten. Neben der Kathedrale befindet sich das sündteure Hotel Casa Grande, ein Anlaufpunkt für gut situierte TouristInnen.


Unweit vom Parque Céspedes entfernt befindet sich der „Plaza de Marte“, auf dem sich neben einem Denkmal von José Martí auch Statuen von Céspedes und Camillo Cienfuegos befinden.

Vorbei am „Plaza de Marte“ gelangt man auf die Avenida Victoriano Garzón, auf der sich eine zweistöckige Konditorei befindet, wo wir uns in Moneda National unser Frühstück besorgten.


Gestärkt wanderten wir die Avenida de los Libertadores hinauf, die zwischen dem Parque Abel Santamaria und der Moncada-Kaserne verlauft.

Die Moncada-Kaserne war für uns natürlich die wichtigste Sehenswürdigkeit, die wir in Santiago besuchen mussten, denn am 26. Juli 1953 versuchten junge Rebellen (unter ihnen Fidel Castro und sein Bruder Raúl) diese Kaserne zu erstürmen, um der Batista-Diktatur einen entscheidenden Schlag zu versetzen. Man sieht heute noch die Einschusslöcher am Gebäude. Die Aktion misslang zwar, zahlreiche Kämpfer wurden getötet, gefangen genommen und später hingerichtet, doch die Revolution hatte begonnen und konnte 6 Jahre später diese Kaserne in eine Schule und ein Museum verwandeln. Das Museum war leider an diesem Tag (Montag!) geschlossen, also marschierten wir weiter durch die hügelige Stadt hinab zum Geburtshaus von Antonio Maceo (Calle Los Maceos).


Am 14. Juni 1845 wurde Antonio Maceo in Santiago geboren, der „mutige General“ war einer der bedeutendsten Kämpfer in den Unabhängigkeitskriegen Kubas 1968 und 1895 gegen die spanische Kolonialmacht.   


Beladen mit noch mehr Wissen über die Geschichte Kubas und seinen unerbittlichen Kampf für die Unabhängigkeit gelangten wir schließlich zum Hafenbecken und wanderten weiter zurück ins Zentrum. Dabei mussten wir immer wieder größere und kleinere Hügel überqueren und kamen an zahlreichen aus Holz gebauten Häusern vorbei. Diese haben sich in vielen Fällen wegen der Erdbeben- und Hurricangefahr als sicherer erwiesen.

Auffallend ist auch, dass die Santiageros keinen Hehl daraus machen, dass sie mit vollem Einsatz für ihre Revolution arbeiten. Die Funktionäre der Comites de la Defensa de la Revolution, CDR  (Komitees zur Verteidigung der Revolution) schmücken ihre Wohnungstüren mit ihren Titeln (Presidente, Ideologico, Coordinador, Vigilancia,...).


Wieder im Zentrum angelangt besuchten wir das Museum Emilio Bacardi Moreau, das älteste Museum Kubas, das 1899 vom damaligen Bürgermeister und Firmenchef Emilio Bacardi (Rum!!!) gegründet wurde. Die meist aus der Privatsammlung stammenden Gegenstände aus der ganzen Welt zeigt den damaligen Reichtum dieses Unternehmers, dessen Firma nach der Revolution 1959  vergesellschaftet wurde.

Anschließend besuchten wir das Museo del Carnaval und den Folklore-Nachmittag („Karneval-Touristenvorstellung“), wo wir auch zum Tanzen animiert wurden (die Videos sind sehr lustig!).


Am nächsten Tag fuhren wir im Bici-Taxi zum Friedhof von Santiago de Cuba, der wie überall in Kuba etwas außerhalb vom Zentrum liegt. Im Bereich der Ehrengräber befinden sich u.a. die Ehren- und Grabmäler von Antonio Maceo, Carlos Manuel de Céspedes, der Bacardi-Familie, sowie von José Martí, dessen Mausoleum von Gardesoldaten bewacht wird. Alle halbe Stunden kann man dort die Zeremonie der Wachablöse anschauen. Der kubanische Gardeschritt ist beeindruckend!

Nach dem Friedhof fuhren wir wieder mit der Fahrradrikscha weiter zum Museum über den 26. Juli, dass an diesem Tag (Dienstag!) wieder offen hatte. Das Museum befindet sich in der Moncada-Kaserne und beschreibt mit zahlreichen einzigartigen Ausstellungsstücken die eindrucksvolle Geschichte der kubanischen Revolution 1953 bis 1959. Nach ca. 1 ½  Stunden Aufenthalts im perfekt klimatisierten Museum mussten wir wieder in die Hitze hinaus und erreichten am späteren Nachmittag den „Balcón de Velázquez“, von dem wir kurz vor einem kräftigen Wärmegewitter noch einen herrlichen Blick auf die Bucht von Santiago werfen konnten.


Nach zwei Stunden Gewitterpause machten wir uns auf dem Weg zu unserer letzten Station in Santiago, dem „Museo de la Clandestinidad“ (Museum über den [geheimen] Kampf gegen die Batista-Diktatur). Das äußerst interessante Museum war früher eine Polizeistation und befindet sich auf einem der vielen Hügeln Santiagos in der Nähe der Stiegen bei Padre Pico. Am 30. November 1956 attackierte eine kleine Gruppe von jungen Rebellen unter der Führung des damals 21 jährigen Lehrers Frank Pais dieses Gebäude, um die Landung der Truppe Fidel Castros mit der GRANMA zu unterstützen. Die Polizeistation wurde völlig niedergebrannt. Frank Pais, einer der vielen Helden Santiagos, wurde übrigens mit 22 Jahren 1957 von der Batista-Polizei auf offener Straße hinterrücks erschossen.


Tief bewegt von den vielen Eindrücken die wir in Santiago gesammelt hatten setzten wir uns abschließend noch in den Parque Céspedes und ließen den Nachmittag ausklingen. Als krönenden Abschluss wurden wir am Abend von unserer Gastfamilie zum Essen eingeladen und durften auch bis 3 Uhr früh kostenlos in der Casa übernachten. Wir mussten nach weniger als 4 Stunden Schlaf wieder die Heimreise antreten. Um 5 Uhr startete die Rückfahrt von Santiago nach Havanna, wo wir nach 15 Stunden Fahrtzeit um 20 Uhr ankamen. 10 Tage Oriente, 4 Städte, mehr als 30 Stunden Busfahrt und viele viele Fotos.....


Nur noch 19 Tage! Bis bald!


Nelli und Mike 

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