headerlogo
 
Inicio Kuba Aktuelle Politik Studieren in Kuba Reiseinfos
 
 
>> weiter zu den Bildern >>

Alltagsleben in Havanna

1) Essen:

Essen scheint für die KubanerInnen etwas sehr Zentrales zu sein, was man nicht nur zu vorgeschriebenen Zeiten tut, sondern den ganzen Tag über immer wieder zwischendurch. Man sieht kaum KubanerInnen die nicht zumindest gerade ein Eis, oder einen Schlecker essen. Das zeigt sich auch an den vielen Strassenständen und Caferterias an jeder Ecke. Man muss hier, wie überall zwschen jenen Etablisements unterscheiden, wo man in CUC bezahlt, das sind meist die größeren, besser ausgestatteten und saubereren und jenen bei denen man in Moneda Nacional zahlen kann (manchmal gibt es auch die Möglichkeit mit beiden zu zahlen). Das Essen ist hier prinzipiell sehr gut, allerdings auch sehr fett. Pizza, Hot Dogs und Sandwiches, sowie Hamburger und Hühnchen mit Reis bekommt man hier überall. Ein Land zum Abnehmen ist Kuba auf keinen Fall. Man isst hier hauptsächlich Huhn und Schweinefleisch, sowie Schinken und Reis.

Wegen dem bestehenden Platzmangel für Restaurants haben sich die Kubaner oft skurile Dinge einfallen lassen. Prinzipiell bekommt man sein Essen direkt auf der Strasse. Manche servieren es in Kartons, andere aber auch auf Porzellanteller, die man anschließend, nachdem man auf der Strasse stehend gegessen hat, zurück gibt.

Die angeblich beste Pizza von Havanna bekommt man in einem Restaurant unter dem Dach eines Hauses. Man schreit seine Bestellung hinauf und bekommt anschließend seine Pizza in einem Korb hinunter gelassen und legt das Geld in den Korb. Leider konnten wir das noch nicht testen, da immer, wenn es Pizza gab eine große Menschenschlange davor stand.

Ein große Portion Reis mit Huhn bekommt man auf der Straße schon um 15 Peso Nacional, das sind in Österreich ca. 60 Cent!

Man muss sich daran gewöhnen, dass es nur manchmal und nicht überall immer das gleiche zu Essen gibt. Wer gerade etwas hat verkauft es und manchmal stehen die Menschen bei Privatwohnungen an, weil die gerade gute Sandwiches verkaufen.

Wer genug Geld hat kann hier natürlich vor allem in Havanna Vieja und rund um die größeren Hotels gut und gesund essen. Dort kann man alles kaufen von Salaten bis zu Spagetti und Rindersteak. Das chinesische Essen im Bario Chine können wir bis jetzt nicht empfehlen. Es schmeckt halt doch nicht wie beim Chinesen in Österreich.

Vertragen haben wir bis jetzt alles - wir haben halt einen Saumagen :-), denn andere hatten nicht so viel Glück und vor allem vom Essen in der Strasse Verdauungsprobleme bekommen.

2) Einkaufen:

An jeder Ecke gibt es in Havanna einen Supermarkt in denen man um CUC etwas billiger als in Österreich fast alles Kaufen kann von Milch und Konserven über Nudeln, Fleisch, Käse, Duschgel, Waschmittel (OMO), Zahnpasta und Süßigkeiten. Wir hätten also nicht so viel an Hygieneartikel und Gwand mitnehmen müssen.

Im Zentrum findet man sogar große Kaufhäuser, die eigene Parfumerien haben und wo man darüber hinaus Möbel, Fernseher, Kühlschränke, Stereoanlagen und vieles mehr kaufen kann. Auch Kleidung von Nike bis Adidas für Reiche und Noname Kleidung und Schuhe für KubanerInnen gibt es hier.
Für Touristen besteht also kein Mangel, man muss nur wissen, wo die Geschäfte sind.
Klar ist, dass in solchen Geschäften nur reiche KubanerInnen oder TouristInnen einkaufen können. Der Duchschnittslohn in Kuba beträgt ca. 200 Peso Nacional, das sind umgerechnet etwa 15 Euro! Sie bekommen zwar Essensrationen, die decken allerdings nur 40 Prozent des Kalorienbedarfs. Den Rest müssen sie zukaufen.
Wenn man günstiger einkaufen möchte kann man das auf den Bauernmärkten, von denen es hier viele gibt tun. Dort kann man um Moneda Nacional frisches Obst (eine kleine Banane, Platanito genannt kostet 1 Peso, also umgerechnet 0,04 €), Gemüse und Fleisch erstehen.

In Havanna gibt es alle Arten von Geschäften, leider sind sie von außen sehr oft nicht beschriftet und so fällt es oft schwer sie zu erkennen. Wir haben schon Bäckereien, Gärtnereien, Tierhandlungen, Frisöre und Blumengeschäfte gefunden. Man muss in die offenen Türen der Häuser hinein schauen um zu erfahren, was dort verkauft wird.

3) Freizeit:

Bei einer Vorlesung, die wir im Rahmen der österreichischen StudentInnengruppe über kubanische Literatur hatten, erfuhren wir, dass es in Kuba seit den 90er Jahren so etwas wie Zensur nicht mehr gibt. Sie haben hier auch keine Liste verbotener Bücher und auch Computer sind erlaubt. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass hier Papier ziemlich teuer ist und daher auch die neuen Bücher dementsprechend viel kosten. Auf der Straße findet man daher viele Menschen die ihre alten Bücher verkaufen, bzw. Buchantiquariate. Dort kann man alles finden von Michael Moore bis Peter Pan, Klassiker und moderne Bücher. Die KubanerInnen erzählten uns, dass sie die Bücher zusammen kaufen und sich dann teilen.

Ein Highlight der vergangenen Woche war die 16. internationale Buchmesse, zu der jede/r hinkam, wenn er/sie konnte. Vor allem Verlage aus Lateinamerika, aber auch ein deutschsprachiger Aussteller war darunter.

Die wichtigste Freizeitbeschäftigung in Havanna ist jedoch das Fernsehen. In manchen Haushalten rennt das Kastl Tag und Nacht. Neben kubanischen Produktionen, wie eine Seifenoper, die seit 15 Jahren hier tagtäglich läuft, spielt es mindestens einmal in der Woche einen us-amerikanischen Film "sonst gäbe es hier einen Aufstand" erklärte uns ein kubanischer Student und so sahen wir hier schon Filme, wie "Spider-Man" und "V wie Vendetta".
Sonntag Abend spielt es CSI Las Vegas. Auch die Kindefilme sind meist westlich! Fix und Foxi haben wir schon gesehen und Tom und Cherry.

Kinos gibt es in Havanna in jeder größeren Straße. Der Eintritt kostet für Einheimische 2 Peso, für Touristen 2 CUC
(Wechselkurs ist 1 zu 24!). Dafür kann man hier auch neuere us-amerikanische Filme, wie der Teufel trägt Prada, Garfield 2, Shrek 2, Winnie Poh und das Haus am See sehen. Wir haben unbedingt vor in nächster Zeit einmal ins Kino zu gehen.

Ganz wichtig ist hier natürlich die Musik, die aus jedem Haus zu hören ist. In Havanna ist übrigend alles und immer laut.
Der Lärmpegel hier ist für uns manchmal unerträglich hoch. Laute Autos, laute Musik, laute Fernseher, laute Schreiereien (da meistens die Klingeln nicht funktionieren und die Leute sich gegenseitig aus den Häuser schreien, oder nur zu faul sind die Straßenseite zu wechseln, wenn sie miteinander reden wollen) und alles auf einmal! Hier braucht man am Malecon (die Havenstrasse von Havanna), wo sich die Jugend am Wochenende am Abend trifft keine Radios oder CD Player.
Irgendjemand hat immer eine Gitarre, Bongos und Schlaghölzer mit und schon kann die Party - natürlich mit viel Rum und Bier - losgehen.
So haben wir bereits nette Abende verbracht. Gesungen und gehört wird hier alles, auch amerikanische und englische Lieder, allerdings vorwiegend kubanische, denn die wenigsten hier können Englisch.

4) Religion

Zum Abschluss noch ein paar Worte zu einer Sache, die uns bisher sehr bewegt hat.
In Kuba gibt es - Marx sei Dank - keine Staatsreligion, keinen Religionsunterricht oder sonstige "konkordatsähnliche" Dinge. Offensichtlich ist aber, dass jeder glauben darf - was und wie er will und es auch tut. Wenn man durch die Straßen geht sieht man Kirchen, Sinagogen etc..

Religion ist in Kuba scheinbar allgegenwärtig und für einen großen Teil der Bevölkerung auch sehr wichtig.

Besonders auffallend, weil wir es (leider) hautnah mitbekommen ist die SANTARIA, ein afrikanischer Vielgottglaube vermischt mit der katholischen Religion.
Es gibt verschiedene Götter, die mit katholischen Heiligen gleichgesetzt werden. Beispielsweise gibt es den Kriegsgott Changó der sehr blutige Opfer verlangt und dessen katholisches Equivalent die Heilige Barbara ist. Welcher Gott gerade angebetet wird erkennt man vor allem an den Farben, die verwendet werden. Changó ist rot, Oshún gelb, usw. Auffällig im Straßenbild sind auch die Santería Priesterinnen die ganz in weiß gekleidet sind und anscheinend große Anerkennung erfahren.

Haben wir bei unserer ersten Familie diese "Religion" noch als lieblich (mit in einem Kasten eingebauten Alltar, Sonnenblumen, religiöse Geburtstagsfeiern,..) erlebt, so kommen uns jetzt jene Praktiken, die unsere Nachbarin (eine Santaria-Priesterin, Santera genannt, unter uns) betreibt mehr als makaber vor.

Es werden oft viele Tiere (Ziegen, Schafe, Hühner) in den Innenhof unseres Hauses, in den wir von oben hinunter sehen können, geschleppt, es wird stundenlang gebetet und in afrikanischer Sprache gesungen. Anschließend werden die Tiere geschlachtet und geopfert. Ein Teil dieser Tiere dient als Opfergabe an die Götter, einiges wird anscheinend doch gegessen. Gestern, Samstag, haben wir uns deshalb lange Zeit außerhalb unserer Wohnung aufgehalten, da das Geschrei und Gesinge der Schafe. Hühner und verblendeten Menschen nicht mehr ertragbar war.

Auch unsere Familie - die nicht religiös ist - bekrittelt, dass immer wieder spanische und italienische Touristen sich diesem Rhitual anschließen und deshalb solche Zeremonien besonders spektakulär sind (weil sie eben von den Touristen bezahlt werden!)

Marx hatte schon recht: Religion ist Opium des Volkes!
>> weiter zu den Bildern >>

Diskussionsbeiträge

WOW || Mo., 19. Feb. 2007 20:56 || andreas

ich finde es faszinierend, was Ihr erleben dürft und das habt Ihr allein Euch selbst, Eurer Tat- und Entscheidungskraft und Eurem Mut zu verdanken.
Bleibt gesund und alles Gute!

Wir behalten uns das Recht vor, Postings zu löschen!