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Camagüey und Holgín – viele Parks und noch mehr Kirchen

Planmäßig um 9.30 startete unser Bus Richtung Osten vom Bahnhof in Havanna. Nach 9 Stunden Fahrt bei winterlichen Temperaturen um die 9 Grad Celsius kamen wir leicht durchgefroren in Camagüey, der drittgrößten Stadt Kubas und der ersten Etappe unserer 10tägigen Reise an. Unser Spanischlehrer Fernando, der aus dieser Stadt stammt, hatte schon im Vorhinein mit seinem Bruder, Cristino, der noch immer mit seiner Familie dort lebt ausgemacht, dass wir bei ihm wohnen können und er uns auch vom Bahnhof abholt. Wir wurden also bereits von ihm erwartet und mit einem Auto in die Casa gebracht. Dort wurden wir auch gleich vom Rest der Familie begrüßt und uns unser Zimmer gezeigt. Die kleinen Wohnung, ein Dachaufbau, der aus Schlafzimmer, Bad und Küche besteht ist noch nicht ganz fertig, dient jedoch schon als Herberge für eine 3köpfige Familie. Wir hatten zwar kein Fließwasser und mussten das Wasser von draußen holen um uns zu duschen, aber dafür waren sie sehr überrascht, als wir fragten, was sie von uns für die Nacht verlangten und haben uns erklärt, dass wir Freunde von Fernando seien und daher Mitglieder der Familie sind und nichts zahlen müssen. So verbrachten wir die nächsten zwei Nächte mit ihnen und bekamen auch zu essen und zu trinken.

Gleich zur Begrüßung tischten sie uns anscheinend das teuerste Essen, das sie im Haus hatten auf „Higado de rez con Morros y Cristianos“ wer wissen will, was das ist, muss selbst im Wörterbuch nachsehen. Und Cristino, der Hausherr, machte mit uns noch einen abendlichen Spaziergang, um uns die Stadt zu zeigen.

Am nächsten Tag, nach einem reichhaltigen Frühstück, fuhren wir wieder zum Busbahnhof, um uns Fahrkarten nach Holgín zu besorgen. Wiedereinmal war das kein Problem und wir bekamen Tickets für den nächsten Tag um 3 Uhr nachmittag. Danach machten wir uns auf, die Stadt zu erkunden, die nicht nur für ihre unzähligen Kirchen berühmt ist – wir haben ungefähr 10 gesehen und waren nicht in der ganzen Stadt sondern nur im historischen Zentrum – sondern auch dafür, dass die Straßen nicht gerade verlaufen, keinen rechten Winkel bilden und oft unvermittelt enden, oder die Richtung ändern. Camagüey wurde 1528 vom Meer ins Landesinnere verlegt und Ende des 17. Jahrhunderts mit Absicht so verwinkelt gebaut, um die Piraten und Korsaren, die diese Stadt oft überfielen zu verwirren und leichter überwältigen zu können. Wir schafften es trotzdem uns zu orientieren und zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu finden. Wir spazierten die Boulevards entlang, erholten uns im Schatten der Bäume des größten Parks der Stadt namens Casino und erfrischten uns in den Cafeterias, denn es war furchtbar heiß! Abends bekamen wir wieder Abendessen bei der Familie, der wir als Dankeschön Geschenke mitgebracht hatten und setzten uns anschließend gemütlich im Garten mit ihnen zusammen um über Kuba, Österreich und alles dazwischen zu diskutieren.

Am nächsten Tag ging´s weiter mit Sightseeing. Camagüey ist nicht nur die Stadt der Kirchen und des Käses (das Land um die Stadt gleicht einer einzige Kuhweide und man kann die Spezialitäten direkt an der Straße kaufen), sondern hier wurde auch Ignacio Agramonte, einer der bedeutendsten Generäle der Unabhängigkeitskriege Kubas gegen Spanien geboren. Wir ließen natürlich weder sein Geburtshaus, noch das von Nicolás Guillén, einem der bedeutendsten kubanischen Dichtern des 20. Jahrhundert, aus, der ebenfalls in Camagüey geboren wurde und dessen Geburtshaus heute der Sitz der dortigen Kunstuniversität ist.

Camagüey ist auch die einzige Stadt, in der das Regenwasser über komplizierte Konstruktionen in so genannten „Tijarones“ gesammelt wurde, also riesigen Amphoren, die teilweise in der Erde vergraben waren und das Trinkwasser somit kühl hielten. Nach einem Mittagessen bei der Familie, dass wir nicht ausschlagen durften und der Verabschiedung mit dem Versprechen wieder zu kommen (dann werden sie uns nämlich Salsa tanzen lehren), machten wir uns per Taxi wieder auf zur Busstation und fuhren 2 ½ Stunden weiter nach Holgín.

Dort wurden wir auch schon von einem Haufen Jineteros empfangen, die uns alle zu uuur günstigen Casas Particulares führen wollten. Nelli hat schließlich den ausgesucht, der am vertrauenerweckendsten schien und der uns zu einer wirklich netten Familie unweit des Zentrums führte. Am Abend spazierten wir noch ein wenig durchs Zentrum der 1523 gegründeten und 260.000 EinwohnerInnen zählenden Stadt, die durch ihre große Fußgängerzone mit vielen Bars und Cafeterias sehr belebt war. Nach einem „Gute Nacht Getränk“ gingen wir schließlich schlafen.


Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf dem Weg eine Busfahrkarte zu besorgen. Leider gab es keine Möglichkeit zu unserem Wunschziel nach Baracoa  zu fahren, also änderten wir kurzerhand unsere Reiseroute und beschlossen nach Bayamo zu fahren.

Anschließend besichtigten wir die vielen Parks für die diese Stadt berühmt ist. In einem der Parks hatten wir zufällig die Gelegenheit eine kubanische kirchliche Hochzeit live mitzuerleben.

Wir gingen ins naturhistorische und ins Provinz-Museum und besuchten das Geburtshaus des Generals Calixto García, der ebenfalls in den Unabhängigkeitskriegen gegen Spanien kämpfte und bei seiner Verhaftung versuchte sich umzubringen, um nicht in die Hände der Feinde zu gelangen indem er sich ins Kinn schoss. Durch einen Zufall trat die Kugel allerdings durch die Stirn wieder aus und er überlebte. Allerdings blieb eine Narbe, die ihn für den Rest seines Lebens zeichnete.

Am Nachmittag beschlossen wir den Berg am Rande der Stadt zu besteigen auf den 462 Stufen führen und auf dem ein Holzkreuz steht, dass irgendein Pfarrer dort einmal hinauf getragen hat. Seitdem ist es ein Wallfahrtsort der KatholikInnen. Durch die hohen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit machte uns der Aufstieg allerdings ziemliche Probleme. Wir schafften es aber schließlich mit einigen Pausen dann doch beide bis nach oben und erhielten zur Belohnung einen wunderschönen Rundblick über die Stadt und die Umgebung!

Nach einer Regenerationspause im klimatisierten Zimmer und einer Dusche, die wir danach wirklich nötig hatten, machten wir die Stadt auch noch abends unsicher und gingen in die Beatles-Bar. Ein wirklich nettes Lokal wo man gemütlich abends sein Bierchen oder einen Rum trinken kann, in dem eine Band englische Musik live zum Besten gab und für Stimmung sorgte und die zu unserer Überraschung in Moneda Nacional war (das Bier kostete also nur umgerechnet 35 Euro-Cent und Rum mit Cola 50 Cent). Wir blieben also etwas länger und taten uns ziemlich schwer am nächsten Tag mit dem Aufstehen um 6.30 Uhr in der Früh, denn unser Bus fuhr schon um 8.30 Uhr ab zur nächsten Station: Bayamo!

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