Nachdem wir am Mittwoch - nach 3 stündiger Wartezeit - unsere Tickets für unsere nächste Wochenendreise (Santa Clara und Santi Spiritus von 18. bis 20. Mai) im wahrsten Sinne des Wortes „erstanden“ haben, konnten wir gelassen dieses Wochenende ansteuern.

Donnerstag Abend war ein Theaterbesuch geplant. Anna, eine sehr engagierte Deutschpraktikantin aus Wien, hatte uns zu einer Theatervorführung ihrer Theatergruppe „cuerpo debtro“ (im inneren des Körpers) in Vedado, ganz in der nähe unserer Casa eingeladen.

Es war ihre letzte Vorstellung hier, da sie Anfang nächster Woche wieder nach Wien zurückkehrt.

Wir hatten keine Ahnung was auf uns zukam, die spontane und etwas verrückte Art unserer lieben Anna ließ uns aber alles mögliche vermuten. Vorsichtshalber haben wir uns hübsch angezogen. Mike mit einem neuen Hemd und neuen Schuhen und Nelli, wie immer hübsch. Auch unsere Freunde aus der Catedra, Ricardo und Aleyda, wollten sich den Theaterabend nicht entgehen lassen und begleiteten uns.

Der Ort in dem das Theaterspiel stattfand war so etwas wie ein freies Kultur- und Jugendzentrum mit Proberäumen, Bühnen und Aufenthaltsräumen. Im „Theatersaal“ gab es keine Sesseln, wir mussten uns somit auf Polster am Boden setzen, eine Herausforderung für uns ältere Semester :-).

Ein Theaterstück an sich gab es nicht, die Gruppe – bestehend aus 3 Frauen und 3 Männer – machte Improvisationstheater. Die Zuschauer wurden dabei voll eingebunden. Sie mussten/durften Erlebnisse erzählen und ihre Gefühle beschreiben und die Gruppe stellte das jeweilige Erlebnis bzw. das beschriebene Gefühl plastisch und mimisch dar. Der große Vorteil für uns lag darin, dass man um Körpersprache zu verstehen kein Spanisch-Deutsch-Wörterbuch braucht. Der Theaterabend war mehr als spannend, zum Schluss sang die Gruppe und das Publikum gemeinsam noch für Anna ein Ständchen: „Amigos para siempre!“ (Für immer Freunde!)

Als wir vom Theaterabend nach Hause kamen plauderten wir noch über 2 Stunden mit unserer Familie über die aktuelle Situation in Kuba. Unser Vermieter Jorge ist durch und durch Revolutionär, ohne den Blick für die Realität in Kuba verloren zu haben. Er macht sich viele Gedanken über die Zukunft von Kuba, insbesondere die leidenschaftslose und konsumorientierte Jugend bereitet ihm Sorgen.

Am Freitag Vormittag und Nachmittag setzten wir uns an unsere Uni-Arbeiten. Nelli hat unsere fertige Arbeit zum Thema „Imperialismustheorie von Lenin“ ins Spanische übersetzt. Für das Seminar „Teoria e historia de la filosofia Marxista-Leninista“ müssen wir nämlich eine 10 seitige Arbeit zu diesem Thema abgeben. Sie war sehr stolz und happy endlich fertig zu sein.

Die jeweils 2 seitigen Arbeiten für „Historia de Cuba II“ über Antonio Maceo und Maximo Gomez (herausragende Persönlichkeiten der Cubanischen-Unabhängigkeitskriege) erarbeiten wir gemeinsam mit unserem Spanisch-Lehrer Fernando.

Bis 15. Juni müssen wir noch zusätzlich eine 20seitige Arbeit über Simón Bolívar schreiben, die größte Herausforderung, die noch auf uns wartet.


Freitag Abend waren wir zur Abschiedsfeier von Anna in einer großen Altstadtwohnung in Habana Vieja eingeladen. Wir glühten noch gemeinsam mit Fernando, unserem Spanischlehrer in der Catedr Humboldt vor und spazierten dann gemeinsam dorthin. Die Feier war sehr eigen, die Leute (KubanerInnen, Deutsche, RussInnen, ItalienerInnen, ÖsterreicherInnen,...) plauderten bei Tee, Rum und Spaghetti in einem Ambiente das eine Mischung aus Intellektuellen und Alternativen bestand.

Etwas später machten sich Michael, Ricardo, Aleyda, und wir beide auf dem Weg zur Tribuna de los Antiimperialistas. Dort fand ein Konzert gegen Terrorismus und Krieg organisiert von der UJC statt. Papa Ricardo war schon ziemlich gut drauf aufgrund der Mengen an Rum und Bier, die wir an diesem Abend schon konsumiert hatten. Gegen Mitternacht gingen wir dann nach Hause und fielen müde ins Bett.

Samstag war ein Tag zum entspannen, heute Sonntag schreiben wir wieder an unseren Arbeiten und müssen auch noch Spanisch-Hausübung machen. Also, viel zu tun!


Bis nächste Woche! Es folgt ein ausführlicher Bericht über Santa Clara (Che Guevara-Monument) und Santi Spiritus.


Liebe Grüße!

 

Nelli und Mike